Spielzeit 2013/2014
Schauspiel von Igor Bauersima
Tiger, in den USA zu Geld gekommener Star des Kunstbetriebs, besucht seine Freunde Lea und Fred; Künstler auch sie, aber von der brotlosen Art. Von reichlich Alkohol befeuert, vereinbaren die Drei: Sollte Tiger einmal sterben, dann werden Lea und Fred seinen plastinierten Körper bei sich aufnehmen und gut für ihn sorgen. Doch was passiert, wenn der Ernstfall tatsächlich eintritt und das mit zahlreichen Tattoos verzierte Gesamtkunstwerk „Tiger“ zu einer heißen Ware wird?
Zu wie viel Verrat wäre man bereit, wenn nur der Preis stimmt? Igor Bauersima jongliert in „Tattoo“ leichthändig mit einer moralischen Frage – ein rabenschwarzer Spaß über echte Kunst und falsche Versprechen.
Ensemble
Schauspiel: Eva Eischet, Wolfgang Merkens, Andreas Hugo, Karin Jager, René Beaujean
Regie: Thorsten Keller
Maske: Sabine Bütow
Technik: Guido Stehle
Sound-Effekte: Heinz Hoppe
Plakat: Ingo Faulstich
Fotos
Zitat
Alex: Ich glaube, ich werde nie Künstler.
Tiger: Künstler wird man nicht, man ist es.
Alex: Du musst doch was tun. Ich meine, um Künstler zu werden.
Tiger: Ja, du musst sagen: Ich bin ein Künstler. Und du musst es so überzeugend sagen, dass dir alle aus der Hand fressen.
Autor
Igor Bauersima wurde 1964 in Prag geboren und lebt seit seinem fünften Lebensjahr in der Schweiz. Sein größter Erfolg „norway.today“ (über zwei Teenager, die sich im Internet zum Selbstmord verabreden) wurde in über 20 Sprachen übersetzt und an über 100 Theatern weltweit gespielt. Wie schon „norway.today“ wurde auch „Tattoo am Düsseldorfer Schauspiel uraufgeführt. Bauersima führte dabei im Jahr 2002 selbst Regie.
Presse
Aachener Nachrichten, 25.11.2013
Schräges Stück: Der Kunstbetrieb bekommt sein Fett weg
Von: Martina Stöhr
Aachen. „Das war kein Versprechen, das war ein Versprecher.“ Mit diesen Worten versucht Lea sich der Verantwortung zu entziehen. Im Rausch hat sie dem exzentrischen Künstler Tiger versprochen, sich nach seinem Tod um ihn zu kümmern.
Als Lea und ihr Freund Fred sich dann tatsächlich mit der plastifizierten Leiche des tödlich verunglückten Künstlers konfrontiert sehen, sind sie alles andere als begeistert.
Aber Tigers Leiche mit all seinen kunstvollen Tattoos ist ein Kunstwerk, und wird damit auch zur Ware. Leas Schwester Naomi erkennt als Galeristin seinen Wert und versucht, ihn auf dem amerikanischen Kunstmarkt zu platzieren.
„Amüsant“ und „witzig“ waren einige der Kommentare, mit denen die Zuschauer im Theater 99 auf die neuste Produktion des Blackout-Theaters reagierten.
„Kunst ist ein super Geschäft“, sagt Tiger an einer Stelle und bringt damit auf den Punkt, was ihn bewegt. Für seine neueste Installation ist er bereit, alle moralischen Bedenken über Bord zu werfen. Und seine vermeintlichen Freunde wären zu einem Verrat bereit, wenn nur der Preis stimmt. Doch dann nimmt die Geschichte eine ganz unerwartete Wendung. . .
Der Schweizer Dramatiker Igor Bauersima nimmt in „Tattoo“ den Kunstbetrieb, aber auch menschliche Unzulänglichkeiten auf die Schippe. Und dabei bekommen sie alle ihr Fett weg: die brotlosen Künstler Lea und Fred, die geschäftstüchtige Galeristin Naomi und Tiger selbst, der im Namen der Kunst skrupellos jede Grenze überschreitet.
Schräg ist der Auftritt der Leiche im beleuchteten Schaukasten, und schräg ist eigentlich die ganze Inszenierung. Das Publikum hatte seine Freude daran und quittierte die Premiere mit viel Applaus.